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Die allgemeine Anordnung der Körpertheile der Asselkrebse ist derjenigen der Flohkrebse ähnlich. Ihr Kopf trägt ein Paar sitzende Augen, die sieben freien Brustringe tragen Beine von meist gleichem Aussehen, welche nur selten mit Scheren endigen. Die Ringe des Abdomen belaufen sich höchstens auf sechs, und ein wichtiges Kennzeichen aller Asseln, die sich übrigens fast alle auch durch ihren flach gedrückten Körper kenntlich machen, ist die Umwandlung der Beine des Nachleibes in Doppelplatten, welche als Athmungswerkzeuge dienen. Die Weibchen tragen an den Brustfüßen blattförmige Anhänge, welche eine Bruthöhle zur Aufnahme der Eier und der Jungen in den ersten Tagen nach dem Ausschlüpfen bilden. Die Jungen sind zwar den Alten ähnlich, haben jedoch noch nicht die volle Zahl der Körpersegmente und Gliedmaßen. In ihrer Gesammtheit gehören die Asseln zu den kleineren Krebsen, ihre mittlere Länge beträgt 13 bis 26 Millimeter. Sich auch besonders von in Fäulnis übergehenden Substanzen nährend, haben sie eine große Anpassungsfähigkeit an die verschiedenste Lebensweise entwickelt, indem sie im süßen und im salzigen Wasser, auf dem Lande, und zwar sowohl an feuchten wie an trockenen Orten, endlich zwar größtentheils frei, aber auch parasitisch auf anderen Krustern und Fischen vorkommen.
Aber auch ohne dies unterscheiden sie sich von den übrigen als Landbewohner, die sich meist an feuchten Orten, im Schatten von Mauern, unter großen Steinen, in Kellern und ähnlichen Orten aufhalten, wo sie als lichtscheue und einer dumpfen, mit Wasserdampf gesättigten Luft bedürftige Wesen sich behaglich fühlen.
Von ihnen unterscheiden sich die Wasserasseln (Asellina) durch den gestreckteren Körper und Verkürzung der Ringe des Hinterleibes, mit Ausnahme des großen schildförmigen letzten. Ja, bei der gemeinen Wasserassel (Asellus aquaticus) besteht der ganze Hinterleib aus einem einzigen großen schildförmigen Segment. Das 13 Millimeter lange Thier findet sich überall in Teichen und Gräben. Die übrigen Gattungen der Wasserasseln leben alle im Meere. Eine der artenreichsten ist Idotea. Die meisten sind unschädlich und ohne wesentliche Bedeutung. Nur von einer einzigen Form, der 2 bis 4 1/2 Millimeter langen Limnoria terebrans, von den englischen Küsten, wird angegeben, daß sie durch Zernagen des unter Wasser befindlichen Holzwerkes sehr schädlich sei.
Die folgenden Familien kann man als Schwimmasseln zusammenfassen, indem die platten hinteren Afterfußpaare mit dem Endgliede des Körpers eine Flosse bilden. Unter ihnen sind allverbreitete, an den Küsten besonders der wärmeren Meere in unzählbaren Mengen vorkommende Thiere die Kugelasseln (Sphaeroma). Die Kugelassel der europäischen Küsten (Sphaeroma serratum) findet sich überall an steinigen Ufern auf der Wassergrenze. Sie lebt gesellig unter den Steinen und rollt sich bei der Berührung ein. Sie gewöhnt sich auch an das brackige Wasser, und ich habe sie bei dem Uebergange der Kerka in die allmählich zum Meere werdende Bucht bei Sebenico in Dalmatien in einem kaum einen salzigen Beigeschmack zeigenden Wasser angetroffen. Auch unter den blinden Bewohnern der Gewässer in den Krainer Höhlen befindet sich eine Kugelassel (Monolistra coeca).
Eine merkwürdige Verkümmerung und eine höchst auffallende äußere Geschlechtsverschiedenheit tritt bei den Garneelasseln (Bopyrini) ein, Asseln, welche vorzugsweise in der Kiemenhöhle der Garneelen, nach meinen Beobachtungen auch, wiewohl selten, der Porcellanen schmarotzen. Man erkennt das Dasein der unbequemen Gäste an der beulenartigen Auftreibung des Kopfbruststückes. Diese wird nur durch die ihren Gatten sehr überlegenen Weibchen hervorgebracht, welche, nachdem sie sich festgesetzt, in die Breite anschwellen und bis zur Unkenntlichkeit sich aufblähen und alle Symmetrie verlieren. Die viel kleineren Männchen, welche ganz zierlich gegliedert bleiben, schlagen ihren Wohnsitz an der Unterseite der Weibchen auf.
Den Abschnitt über die Asseln weiß ich nicht besser zu beschließen, als mit Anführung einer Beobachtung meines Freundes Fritz Müller. Dieselbe befindet sich in seinem geistreichen Buche »für Darwin« und bezieht sich auf das Vorhandensein zweier Formen von Männchen für eine einzige Art Weibchen. Es ist eine mit Scheren versehene Assel der Gattung Tanais, welche von den Systematikern in die Nähe der gemeinen Wasserassel gebracht wird. Er macht im Eingange seiner Darstellung der merkwürdigen Zweimännerschaft darauf
aufmerksam, daß, wo bei den Krustern hand- oder schienenförmige Bildungen vorkommen, dieselben bei den Männchen überhaupt stärker als bei den Weibchen entwickelt zu sein pflegen und bei ihnen oft zu ganz unverhältnismäßiger Größe anschwellen. Die Winkerkrabbe (Gelasimus) hat uns oben ein Beispiel dafür geliefert. »Eine zweite Eigenthümlichkeit der Krustermännchen«, sagt Fr. Müller weiter, »besteht nicht selten in einer reichlichen Entwickelung zarter Fäden an der Geisel der vorderen Fühler«, welche man jetzt mit Müller und anderen Autoritäten für Geruchs- oder höchst feine Tastorgane hält, eine Ansicht, in welcher man durch die Thatsache bestärkt wird, »daß auch sonst ja die männlichen Thiere nicht selten durch den Geruch beim Aufspüren der Weibchen geleitet werden. |
[Niedere Thiere: Die Krebse, S. 112 ff.Digitale Bibliothek Band 76: Brehms Tierleben, S. 17582 (vgl. Brehm-TL Bd. 10, S. 37 ff.)]